VG-Media kon­zen­triert sich auf neu­es euro­pa­wei­tes Recht

VG Media ver­zich­tet auf Kla­ge nach „altem“ Pres­se­leis­tungs­schutz­recht und kon­zen­triert sich auf neu­es euro­pa­wei­tes Recht

Pres­se­mit­tei­lung
Ber­lin, 04.06.2020

Die VG Media hat in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Land­ge­richt Ber­lin (LG Ber­lin) den Ver­zicht auf ihre Kla­ge gegen Goog­le LLC wegen Ver­let­zung des Pres­se­leis­tungs­schutz­rechts (§§ 87f ff. UrhG) erklärt. Der Grund war die zu erwar­ten­de Ein­schät­zung des Gerichts, dass das deut­sche Pres­se­leis­tungs­schutz­recht nicht anwend­bar sei. Dem vor­an ging eine Ent­schei­dung des Euro­päi­schen Gerichts­ho­fes (EuGH), der im Sep­tem­ber 2019 einen Ver­stoß der Bun­des­re­gie­rung gegen Uni­ons­recht wegen der unter­las­se­nen Noti­fi­zie­rung der §§ 87f ff. UrhG bei der EU-Kom­mis­si­on fest­ge­stellt hat­te.

Mit dem Kla­ge­ver­zicht ver­mei­det die VG Media wei­te­re Kos­ten für einen Pro­zess, der auf Basis der EuGHund LG Ber­lin-Ent­schei­dun­gen wenig aus­sichts­reich erscheint. Die VG Media hat­te die Fest­stel­lung bean­tragt, dass die Goog­le LLC durch die Ein­bin­dung von Pres­se­er­zeug­nis­sen in ihre Ange­bo­te die Leis­tungs­schutz­rech­te von Pres­se­ver­le­gern ver­letzt. Dar­über hin­aus hat­te die VG Media die Ertei­lung von Aus­kunft über die Goog­le-Umsät­ze begehrt, um den Scha­den bemes­sen zu kön­nen.

Noti­fi­zie­rung von Bun­des­re­gie­rung unter­las­sen

Das LG Ber­lin hielt die Kla­ge noch im Früh­jahr 2017 für „teil­wei­se begrün­det“ (Az.:16 O 546/15), leg­te den Fall aber anschlie­ßend dem Euro­päi­schen Gerichts­hof (EuGH) vor. Die­ser ent­schied mit Urteil vom 12. Sep­tem­ber 2019 (Rs. C‑299/17), dass die §§ 87f ff. UrhG „tech­ni­sche Vor­schrif­ten“ im Sin­ne der soge­nann­ten Noti­fi­zie­rungs­richt­li­nie dar­stell­ten und somit der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on vor ihrem Inkraft­tre­ten zum 1. August 2013 for­mal mit­zu­tei­len gewe­sen sei­en. Die­se Noti­fi­zie­rung der §§ 87f ff. UrhG wur­de vor Inkraft­tre­ten im Jahr 2013 von der Bun­des­re­gie­rung unter­las­sen. Den deut­schen Pres­se­ver­le­gern sind dadurch bis­her Kos­ten in zwei­stel­li­ger Mil­lio­nen­hö­he ent­stan­den.

Kla­ge nur für Ver­gan­gen­heit rele­vant – neu­es Recht in ande­ren Län­dern bereits umge­setzt und in Vor­be­rei­tung

Das Kla­ge­ver­fah­ren vor dem Land­ge­richt betrifft allein die Ver­gan­gen­heit. Seit Erlass der Richt­li­nie (EU) 2019/790 zum Urhe­ber­recht im digi­ta­len Bin­nen­markt im Mai 2019 ist für alle EU-Mit­glieds­staa­ten der Erlass eines Pres­se­leis­tungs­schutz­rechts inner­halb von zwei Jah­ren, bis spä­tes­tens zum 7. Juni 2021, ver­bind­lich. Wäh­rend in Deutsch­land die Umset­zung noch aus­steht, hat der fran­zö­si­sche Gesetz­ge­ber die­se Vor­ga­be bereits im Okto­ber 2019 erfüllt. Goog­le hat dar­auf, wie bereits zuvor in Deutsch­land, mit der Andro­hung reagiert, die Erzeug­nis­se von Pres­se­ver­le­gern, die nicht in eine kos­ten­lo­se Nut­zung ein­wil­li­gen, dis­kri­mi­nie­rend ver­kürzt dar­zu­stel­len. Die fran­zö­si­sche Wett­be­werbs­be­hör­de hat Anfang April 2020 ent­schie­den, dass die­ses Ver­hal­ten kar­tell­rechts­wid­rig ist.

Auch die aus­tra­li­sche Regie­rung geht auf Grund­la­ge eines umfas­sen­den Berichts der dor­ti­gen Wett­be­werbs- und Ver­brau­cher­schutz­kom­mis­si­on nun regu­la­to­risch gegen die gro­ßen Platt­form­be­trei­ber (Goog­le, Face­book) vor. Hier wie dort ist es das Ziel, die schä­di­gen­de Wir­kung des Geschäfts­mo­dells der Platt­form­be­trei­ber für die Pres­se­land­schaft zu stop­pen und den Ver­le­gern eine ange­mes­se­ne Ver­gü­tung für die umfang­rei­che Nut­zung ihrer Erzeug­nis­se im Rah­men der Platt­for­men zu sichern.

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