Neue Stu­die: Goog­le schul­det deut­schen Medi­en rund 1,3 Mil­li­ar­den Euro

Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler von Fehr­Ad­vice & Part­ners bele­gen mit ver­hal­tens­öko­no­mi­schem Expe­ri­ment: 73 Pro­zent der Nut­zer bevor­zu­gen die Such­ma­schi­ne Goog­le mit jour­na­lis­ti­schen Inhal­ten. Wei­te­re Erkennt­nis­se: jour­na­lis­ti­sche Medi­en tra­gen beson­ders zu Aktua­li­tät, Ver­trau­en sowie Voll­stän­dig­keit von Such­ergeb­nis­sen bei. Im Schnitt erhö­hen jour­na­lis­ti­sche Medi­en den Wert von Goog­le um 24 Pro­zent. Das Bera­tungs­un­ter­neh­men, das von Pro­fes­sor Ernst Fehr, einem welt­weit füh­ren­den Ver­hal­tens­öko­no­men gegrün­det wur­de, hat ver­gleich­ba­re Stu­di­en bereits in der Schweiz, Groß­bri­tan­ni­en und Polen durch­ge­führt.

Pres­se­mit­tei­lung
Berlin/Zürich, 11.06.2025

Nach einer neu­en, von Corint Media beauf­trag­ten Stu­die der Ver­hal­tens­öko­no­men von Fehr­Ad­vice & Part­ners (Fehr­Ad­vice) erwirt­schaf­tet Goog­le in Deutsch­land rund 3,2 Mil­li­ar­den Euro Umsatz im Zusam­men­hang mit jour­na­lis­ti­schen Inhal­ten. Bei einer fai­ren Ver­tei­lung die­ser Umsät­ze, wie sie bei­spiels­wei­se auch in ande­ren Goog­le-Diens­ten wie You­Tube und Goog­le AdSen­se erfolgt, stün­den den Medi­en­an­bie­tern laut Fehr­Ad­vice rund 1,3 Mil­li­ar­den Euro für die Nut­zung ihrer Inhal­te zu.

Die Metho­dik der Unter­su­chung basiert auf einem ver­hal­tens­öko­no­mi­schen Expe­ri­ment, das rea­les Nut­zer­ver­hal­ten misst – dar­un­ter Klick­ver­hal­ten, Zah­lungs­be­reit­schaft und impli­zi­te Prä­fe­ren­zen. Ein iden­ti­sches Stu­di­en­de­sign wur­de bereits in der Schweiz, Groß­bri­tan­ni­en und Polen ange­wen­det. Die Ergeb­nis­se der aktu­el­len Stu­die von Fehr­Ad­vice rei­hen sich ein in die Erkennt­nis­se ande­rer Erhe­bun­gen, die jour­na­lis­ti­schen Medi­en­in­hal­ten einen hohen Wert­bei­trag für die Goog­le-Suche bei­mes­sen. So kam Pro­fes­sor Matthew Elliott von der Uni­ver­si­tät Cam­bridge im Jahr 2022 zu dem Ergeb­nis, dass Nach­rich­ten­in­hal­te jähr­lich etwa 1 Mil­li­ar­de Pfund an Ein­nah­men für die Platt­for­men Goog­le und Face­book erwirt­schaf­ten. Eine Stu­die der Colum­bia Uni­ver­si­ty mit dem Bera­tungs­un­ter­neh­men Bratt­le Group kam sogar auf einen Betrag von 10 bis 12 Mil­li­ar­den US-Dol­lar, den Goog­le den US-Medi­en schul­det.

Für die Erstel­lung der Stu­die nah­men im Zeit­raum vom 25. bis 31. März 2025 ins­ge­samt 1.240 Nut­zer an einem evi­denz­ba­sier­ten Online-Expe­ri­ment teil. Den reprä­sen­ta­tiv aus­ge­wähl­ten Teil­neh­mern wur­den zwei unter­schied­li­che Ver­sio­nen einer simu­lier­ten Goog­le-Suche gezeigt – ein rea­lis­ti­sches Abbild der Goog­le- Suche und eine Ver­si­on, aus der jour­na­lis­ti­sche Medi­en ent­fernt wur­den. In die­sem Rah­men wur­de ihr Klick­ver­hal­ten unter­sucht. Dabei wur­den Such­be­grif­fe genutzt, die zum Zeit­punkt der Unter­su­chung laut Goo­gles eige­nem Dienst „Trends“ am häu­figs­ten nach­ge­fragt wur­den. Dar­un­ter waren sowohl Suchen mit Infor­ma­ti­ons­cha­rak­ter (Bsp. „Donald Trump Ukrai­ne“) als auch Suchen mit trans­ak­tio­na­lem Cha­rak­ter (Bsp. „iPho­ne 16“). Im Nach­hin­ein wur­den die Teil­neh­mer zu ihrem Nut­zer­er­leb­nis befragt. 73 Pro­zent der Nut­zer ant­wor­te­ten, dass sie eine Goog­le-Suche mit jour­na­lis­ti­schen Inhal­ten bevor­zu­gen. In der Wahr­neh­mung der Nut­zer wäre eine Goog­le-Suche mit jour­na­lis­ti­schen Medi­en­in­hal­ten rund 24 Pro­zent mehr wert.

Die­se Unter­su­chung steht einem von Goog­le in ver­schie­de­nen Län­dern durch­ge­führ­ten Test ent­ge­gen, in dem das Such­ma­schi­nen­un­ter­neh­men jour­na­lis­ti­sche Medi­en­in­hal­te für ein Pro­zent der Nut­zer über einen Zeit­raum von zehn Wochen ent­fernt hat­te, ohne die betrof­fe­nen Nut­zer dar­über zu infor­mie­ren. Die­ses Vor­ge­hen stieß auf hef­ti­ge Kri­tik, sowohl wegen der Ein­schrän­kung der Sicht­bar­keit von jour­na­lis­ti­schen Medi­en­in­hal­ten als auch auf­grund der man­geln­den Trans­pa­renz gegen­über den betrof­fe­nen Nut­zern. In Frank­reich wur­de Goog­le u. a. des­halb durch eine gericht­li­che Eil­ent­schei­dung dazu gebracht, das Expe­ri­ment vor­zei­tig abzu­bre­chen.

Im Rah­men der Stu­die schätz­te Fehr­Ad­vice auch die rei­nen Umsät­ze Goo­gles aus der Ver­mark­tung von Such­ma­schi­nen­wer­bung. Auf Grund­la­ge von Zah­len des Inter­ac­ti­ve Adver­ti­sing Bureau (IAB) ermit­tel­te Fehr­Ad­vice einen Umsatz mit Such­ma­schi­nen­wer­bung von rund 8 Mil­li­ar­den Euro in Deutsch­land. Zusätz­lich erzielt Goog­le Umsät­ze aus der Ver­mitt­lung von Wer­bung auf Dritt­sei­ten. Der soge­nann­te AdSen­se-Dienst erlös­te laut Schät­zun­gen von Corint Media wei­te­re ca. 1,2 Mil­li­ar­den Euro Umsatz in Deutsch­land. Über Wer­bung im Video­dienst You­Tube erziel­te Goog­le im Jahr 2024 in Deutsch­land geschätzt rund 1,5 Mil­li­ar­den Euro. Ins­ge­samt wür­de Goog­le dem­nach rund 10,7 Mil­li­ar­den Euro an Wer­be­ein­nah­men im deut­schen Wer­be­markt erlö­sen. Der Wert­bei­trag, der direkt auf jour­na­lis­ti­sche Medi­en­in­hal­te ent­fie­le, beträgt dem­nach laut Fehr­Ad­vice rund 12 Pro­zent der gesam­ten Wer­be­um­sät­ze.

Fehr­Ad­vice wur­de von dem renom­mier­ten öster­rei­chisch-schwei­ze­ri­schen Ver­hal­tens­öko­nom
Univ.-Prof. Mag. Dr. Ernst Fehr gegrün­det. Die­ser lehrt an der Uni­ver­si­tät Zürich und hat sich in sei­ner For­schung unter ande­rem mit Fair­ness und der Auf­tei­lung wirt­schaft­li­cher Vor­tei­le befasst. Fehr führt seit 2015 die maß­geb­li­chen Ran­kings der ein­fluss­reichs­ten deutsch­spra­chi­gen Öko­no­men an, her­aus­ge­ge­ben von Frank­fur­ter All­ge­mei­ner Zei­tung, Neue Zür­cher Zei­tung und Die Pres­se.

Univ.-Prof. Mag. Dr. Ernst Fehr unter­strich in einer Pres­se­mit­tei­lung des Unter­neh­mens Fehr­Ad­vice, dass jour­na­lis­ti­sche Viel­falt nicht nur wich­tig für die indi­vi­du­el­le Mei­nungs­bil­dung sei, son­dern auch für das Funk­tio­nie­ren unse­rer Demo­kra­tie. Des­halb sei es wich­tig, dass Platt­for­men wie Goog­le jour­na­lis­ti­sche Ange­bo­te öko­no­misch fair ent­lohn­ten, weil sonst ein zen­tra­les Ele­ment der demo­kra­ti­schen Infra­struk­tur gefähr­det wür­de. Es geht hier nicht nur um wirt­schaft­li­che Fair­ness, son­dern um die Zukunft jour­na­lis­ti­scher Viel­falt und demo­kra­ti­scher Mei­nungs­bil­dung.

Dr. Chris­ti­ne Jury-Fischer, Geschäfts­füh­re­rin von Corint Media: „Corint Media setzt sich seit Jah­ren für eine ange­mes­se­ne Betei­li­gung von Anbie­tern jour­na­lis­ti­scher Medi­en an den Erlö­sen der Digi­tal­platt­for­men ein. Dabei kämp­fen wir auch gegen die viel­fach beklag­te Infor­ma­ti­ons­asym­me­trie: Nur die Platt­for­men haben alle Daten zu den Nut­zun­gen von jour­na­lis­ti­schen Medi­en­in­hal­ten in ihren Öko­sys­te­men, neu­tra­le zer­ti­fi­zier­te Mess­dienst­leis­ter haben hier kei­nen Zugang. Die neue Stu­die von Fehr­Ad­vice belegt nun zwei­fels­frei: Nut­zer suchen auch in Goog­le – für vie­le Men­schen einer der Haupt­zu­gangs­punk­te für Nach­rich­ten — aktu­el­le, ver­trau­ens­wür­di­ge und voll­stän­di­ge Infor­ma­tio­nen und ver­las­sen die Platt­form, wenn die­se feh­len. Goo­gles Wert­schöp­fung beruht somit auch maß­geb­lich auf jour­na­lis­ti­schen Inhal­ten. Dass die digi­ta­len Platt­for­men die­se mit­neh­men, ohne die Inhal­te­an­bie­ter ange­mes­sen zu betei­li­gen, stellt ein mas­si­ves Pro­blem für die Finan­zie­rung unse­rer Medi­en­ord­nung dar. Hier­aus müs­sen drin­gend die rich­ti­gen Schlüs­se für die Anpas­sung des gesetz­li­chen Rah­mens gezo­gen wer­den – auch und vor allem mit Blick auf Her­aus­for­de­run­gen durch gene­ra­ti­ve Künst­li­che Intel­li­genz. Eine jah­re­lan­ge Ver­schlep­pung der Zah­lun­gen wie bei der Durch­set­zung des Pres­se­leis­tungs­schutz­rechts darf es hier nicht geben.

Zum Down­load: Zusam­men­fas­sung Stu­die Fehr­Ad­vice & Part­ners

Corint Media ist ein euro­päi­sches Unter­neh­men der pri­va­ten Medi­en­in­dus­trie. Es ver­tritt die Urhe­ber- und Leis­tungs­schutz­rech­te nahe­zu aller deut­schen und meh­re­rer inter­na­tio­na­ler pri­va­ter Fern­seh- und Radio­sen­der sowie von zahl­rei­chen Pres­se­ver­le­gern. Zu den von Corint Media ver­tre­te­nen Medi­en­un­ter­neh­men zäh­len TV-Sen­der wie Sat.1, Pro­Sie­ben, RTL, WELT, SPORT1, CNBC, Euro­s­port, VOX und CNN, Radio­sen­der wie ANTENNE BAYERN, radio ffn, Klas­sik Radio, Radio Ham­burg, Hit Radio-FFH, RADIO PSR, R.SH, RPR1 und RTL RADIO, sowie Pres­se­ver­le­ger wie Axel Sprin­ger, die Ver­lags­ge­sell­schaft Madsack, die Medi­en­grup­pe Pres­se­druck, die Aschen­dorff Medi­en­grup­pe, die Rhei­ni­sche Post Medi­en­grup­pe, der sh:z Schles­wig-Hol­stei­ni­scher Zei­tungs­ver­lag und der Badi­sche Ver­lag.

Corint Media ist eine von 13 in Deutsch­land zuge­las­se­nen Ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten und steht unter der Auf­sicht des Deut­schen Patent- und Mar­ken­am­tes (DPMA).

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